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2. Persönliches Kennenlernen/ Deanonymisieren
    Summery

    Welchen Personen vertrauen wir unseren Wohnungsschlüssel an? Mit welchen Menschen würden wir über unsere tiefsten Sehnsüchte sprechen? Diese und andere Fragen sind Grundüberlegungen für H.e.l.f.a. wenn es um das Miteinander und das Schenken geht. Und es sind nur zwei von vielen Beispielen für die Vertrauen wichtig ist.

    Nur Jemandem, dem wir zutiefst vertrauen, würden wir während unserer Abwesenheit den Zutritt zur Wohnung gestatten oder würden mit ihm über sehr private Gedanken reden.

    Der momentan vorherrschende Zustand auf der Welt ist jedoch eine fortschreitende Entfremdung, die in Korrelation zur technologischen Entwicklung steht.
    Der technische Fortschritt bietet uns heute unglaubliche Möglichkeiten. Innerhalb weniger Sekunden können wir uns über diverse Plattformen mit Menschen am anderen Ende der Erde Vernetzen, Austauschen und weltweit Einkaufen ohne einem Anderen zu begegnen. Weiterhin ist das Internet eine immer weiter wachsende Quelle von Wissen, an dem wir mit nur wenigen Klicks teilhaben und uns weiterbilden können.

    Der Mensch in Nummern und Codes
    Durch das Internet gewinnen wir aber nicht nur enorme Möglichkeiten, denn die damit verbundene Anonymität birgt auch Gefahren. Viele Menschen sind viel zu lang online und insbesondere die sozialen Medien haben sich massiv auf unser zwischenmenschliches Miteinander ausgewirkt. Eine lange Freundesliste auf Facebook, Instagram und Co. zu haben, ist keine Seltenheit, doch wissen wir wirklich wer sich hinter einem Benutzernamen oder einem Account verbirgt? Kann auf dieser Basis echtes Vertrauen entstehen?

    Die mit der Digitalisierung immer weiter voranschreitende Anonymisierung von uns Menschen hin zu Codes und Nummern befeuert darüber hinaus nicht nur die massive Ausdehnung von Kontrolle und der damit verbundenen Bürokratie (der Mensch ist dann nur noch ein Datensatz) sie führt auch zu mehr Ungerechtigkeit, die auf diese Form der Entmenschlichung zurückzuführen ist. Das Arbeitsamt sieht beispielsweise nur noch seinen dokumentierten Schriftsatz und fällt auf Basis dessen Entscheidungen, um etwas an den Arbeitslosenzahlen oder den eigenen Erfolgsstatistiken zu verändern. Doch wo bleibt der Mensch? Und wem nützt die Anonymisierung? Die Antwort ist kurz: Sie nützt denen, die mit diesen Daten (deren Verkauf und deren Verarbeitung) Geld verdienen.

    An all diesen Ausführungen erkennen wir, dass wir keine oder kaum Diskussionen darüber geführt haben, wie wir die Technik zum Besten des sozialen Miteinanders integrieren.
     

    Was wir besser machen wollen
    Diese Überlegungen haben uns bei H.e.l.f.a. zu der Erkenntnis geführt, dass wir das Netz mit all seinen Vorteilen nutzen, die Nachteile jedoch, wann immer möglich, kompensieren wollen. Wir wollen das Internet und verschiedene Messenger als Kommunikationsplattform nutzen, gleichzeitig wissen wir, dass diese Werkzeuge den persönlichen Kontakt nicht ersetzen können, wenn es darum geht Vertrauen aufzubauen und zu festigen.

    Das persönliche Kennenlernen steht daher bei H.e.l.f.a. an erster Stelle und dient neben dem Aufbau von Vertrauen auch der Sicherheit. Bei H.e.l.f.a. nennen wir das persönliche Kennenlernen „Deanonymisieren“. Raus aus dem anonymen Internet und den sozialen Medien und rein ins reale Leben. Es braucht wieder ein vertrauensvolles Miteinander, damit der Schenkungsgedanke in der neuen Gesellschaft funktioniert.Das Schenken und das Kennenlernen sind demnach eng miteinander verknüpft und bedingen sich gegenseitig.

    Im direkten Kontakt sehen wir den Menschen und nicht nur einen schnell verfassten Post, der das Menschliche dahinter schnell vergessen lässt. Uns zu kennen birgt eine völlig andere Grundlage, auf der wir uns mit Problemen und Konflikten auseinandersetzen. Wir geben uns mehr Mühe im Gespräch und Miteinander, um uns jederzeit in die Augen sehen zu können. Wertschätzung und Respekt bekommen dabei eine reale und authentische Bedeutung.

    Und sich zu kennen bedeutet bei H.e.l.f.a. nicht nur sich namentlich zu kennen oder einmal gesehen zu haben, sondern sich regelmäßig zu treffen, gemeinsam zu kochen, Gemüse anzubauen, zu tanzen und sich generationenübergreifend zu helfen

    Wenn persönliche Treffen mal nicht möglich sind, wie es beispielsweise in globalen Gruppen der Fall ist, in denen die Mitglieder weit verstreut wohnen, können auch Telefonate und Online Video Meetings für die Kommunikation und den Gedankenaustausch genutzt werden.

    Gruppengröße
    Der Mensch kann Studien zur Folge regelmäßig höchstens 150 - 200 Sozialkontakte pflegen. Dazu gehören alle Kontakte, die auf Vertrauen und gegenseitiger Unterstützung beruhen. Für ein weiteres Anwachsen der Gruppe über dieses typische Limit hinaus, reicht die Kapazität des Gehirns zur Verarbeitung sozialer Informationen nicht aus. Im Zuge eines weiteren Gruppenwachstums, wird demnach auf natürliche Weise eine neue Gruppe gegründet, um die sozialen Bande aufrecht erhalten zu können.

    So handhaben wir die Gruppengrößen auch bei H.e.l.f.a. Um zu gewährleisten, dass wir uns tatsächlich alle kennen, sind die Gruppengrößen auf maximal 200 Mitglieder begrenzt. Sollte eine Gruppe diese Grenze überschreiten, wird eine weitere Gruppe aufgebaut.. Dabei ist jede Gruppe autonom aktiv..

    Was bedeutet Vertrauen für H.e.l.f.a.?
    Die Grundlage für Vertrauen wird mit dem ersten Kontakt geschaffen. Tiefes und stabiles Vertrauen aufzubauen braucht jedoch Zeit, häufigere Begegnungen, Gespräche und Erfahrungen. Es braucht einen Verzicht von Kontrolle, Macht und Egomanie und es braucht einen geschützten Rahmen, der individuelle Handlungsmöglichkeiten bietet, an denen wir wachsen können. Je besser wir uns kennenlernen, desto stärker wird das Vertrauen in Andere aber auch in uns selbst und unsere Entscheidungen.

    Die Lernaufgabe für unser neues Miteinander lautet, wieder verlässliche Aussagen und Entscheidungen zu treffen und Integrität im Reden und Handeln zu leben. Dies fängt bereits damit an Terminzusagen einzuhalten oder, falls etwas dazwischen kommt, möglichst frühzeitig abzusagen. Dies drückt nicht nur Respekt vor der Zeit des Anderen aus, es ist auch ein Ausdruck der eigenen Verlässlichkeit.

    Vor diesem Hintergrund können wir mit dem Aufrechnen von Dienstleistungen und Wertgegenständen aufhören, denn stabiles Vertrauen in unsere Mitmenschen ist die beste Währung und Versicherung, die es gibt. Wenn wir uns vertrauen, beginnen wir nach anderen Gesichtspunkten zu entscheiden, wie und mit wem wir Ideen umsetzen und zusammenarbeiten wollen.

    Lernen wir uns also alle echt und wahrhaftig neu kennen mit all unseren individuellen Facetten, Eigenheiten und Potenzialen. Entwickeln wir wieder einen Bezug zueinander, um gemeinsam Projekte umzusetzen und beständige Freundschaften zu schließen.

    Und lernen wir wieder Vertrauen in uns selbst und unsere Wahrnehmung zu haben.

    Was bedeutet Vertrauen für H.e.l.f.a.?

    Vertrauen ist eine Mischung aus instinktivem und erlebtem Wissen und Nicht-Wissen. Sind uns immer alle relevanten Umstände unseres Handelns bekannt, ist Vertrauen nicht notwendig, denn wir Wissen. Fehlt uns dieses Wissen, können wir nicht Vertrauen. Jemandem zu Vertrauen geht also immer mit einem gewissen Risiko einher, denn wir könnten enttäuscht werden und persönliche negative Konsequenzen davontragen. Aber anders herum können wir genauso gut positiv überrascht werden. Dieses Risiko im menschlichen Miteinander ist aber für jeden von uns ein Teil des Lebens. Es ist unrealistisch sich vor Enttäuschungen zu schützen. Es würde einem permanenten Verharren in der eigenen Komfortzone gleichen, die sicherlich für eine Zeit lang ganz schön sein kann und bequem ist. Die andere Seite dieser Medaille bedeutet jedoch, sich vom Leben abzuschneiden und keine Erfahrungen mehr zu machen (gleichbedeutend mit Stillstand und Tod), die für unsere Weiterentwicklung wichtig sind oder die wir später als unvergessliche Momente und wertvolle Lektionen in Erinnerung behalten.